Pressemitteilung: Nationalsozialisten sind keine Ehrenbürger – Radebeul muss Hitlers Ehrenbürgertitel endlich aberkennen!

Zur heuti­gen Sitzung des Rade­beuler Stad­trats hat die Frak­tion DIE LINKE einen Antrag mit dem Titel: „Geschichte aufar­beit­en! Dis­tanzierung vom Ehren­bürg­er­ti­tel für Adolf Hitler“ vorgelegt.

Dazu erk­lärt Daniel Borow­itz­ki, Vor­sitzen­der der Frak­tion DIE LINKE im Stad­trat Rade­beul:

„Es ist inakzept­abel, dass die Stadt Rade­beul sich bish­er aktiv gegen eine nachträgliche Aberken­nung des Ehren­bürg­er­ti­tels wehrt (Link: Siehe dazu Beitrag MDR Sach­sen vom 31. Jan­u­ar 2021 “Warum Rade­beul Hitler den Ehren­bürg­er­ti­tel nicht aberken­nt.”). Rade­beul ist eine weltof­fene Stadt, die reich an Kul­tur ist und die jedes Jahr zahlre­iche Besucherin­nen und Besuch­er aus anderen Län­dern begrüßen darf. Welch­es Bild gibt unsere Stadt ab und welch­es Sig­nal sendet sie an die Gäste, aber auch an zukün­ftige Gen­er­a­tio­nen, wenn sie weit­er aktiv am Ehren­bürg­er­ti­tel für Adolf Hitler fes­thält? Ober­bürg­er­meis­ter Bert Wend­sche meint, dass “ein sym­bol­is­ches Aberken­nen” nichts an der Geschichte der Stadt ändere. Aber es würde den unrühm­lichen Teil der Rade­beuler Geschichte, in der Adolf Hitler Ehren­bürg­er der Stadt ist, wenig­stens nicht noch ver­längern. Unser Antrag gehört insofern zu ein­er selb­stkri­tis­chen Auseinan­der­set­zung mit der Geschichte Rade­beuls. Seine Umset­zung würde sehr wohl eine Botschaft senden, wie wir uns als Rade­beu­lerin­nen und Rade­beuler heute sehen. Diese Botschaft kann doch nur laut­en, dass wir Adolf Hitler nicht länger ehren wollen, auch nicht „nur“ auf dem Papi­er. Es gehört zum demokratis­chen Kon­sens, dass man sich aktiv gegen die Nazi-Ver­brechen posi­tion­iert und deren Weg­bere­it­er eben nicht mehr „in Ehren“ hält. Wir hiel­ten eine Dis­tanzierung von diesem „Ehrenbürger“-Titel und dessen posthume Aberken­nung für einen wichti­gen Schritt, um sich als Stadt unser­er Geschichte in einem Aufar­beitung­sprozess zu stellen und daraus Schlüsse zu ziehen.“

Dazu ergänzt Anna Gorskih, für den Kreis Meißen zuständi­ge Abge­ord­nete der Links­frak­tion im Säch­sis­chen Land­tag:

„Die sym­bol­is­che Aberken­nung des Ehren­bürg­er­ti­tels ändert freilich nichts an der Geschichte Rade­beuls und Deutsch­lands samt ihrer schwärzesten Kapi­tel. Doch sie wäre Aus­druck des poli­tis­chen Wil­lens, die Men­schheitsver­brechen für immer und kom­pro­miss­los zu ächt­en, ohne einen Schlussstrich zu ziehen. Es kann doch nicht wahr sein, dass es in Deutsch­land fast 80 Jahre nach Kriegsende immer noch min­destens einen Bürg­er­meis­ter gibt, der Hitler erk­lärter­maßen als „Ehren­bürg­er“ behal­ten will – darauf läuft das Veto von Bert Wend­sche bei nüchtern­er Betra­ch­tung let­z­tendlich hin­aus. Das wirft kein gutes Licht auf die Stadt Rade­beul. Ich unter­stütze das Ansin­nen der LINKEN Stad­trats­frak­tion deshalb vol­lum­fänglich. Statt einen nation­al­sozial­is­tis­chen Ver­brech­er, Anti­semiten und Ras­sis­ten weit­er in Ehren zu hal­ten, täte die Stadt gut daran, zu über­legen, ob sie beispiel­sweise lieber Per­so­n­en ehrt, die damals Wider­stand geleis­tet oder durch ihr Lebenswerk maßge­blich zur Aufk­lärung nation­al­sozial­is­tis­ch­er Ver­brechen beige­tra­gen haben. Solche Per­so­n­en gibt es sicher­lich auch in der Rade­beuler Orts­geschichte.“